Trockenheit ist ein häufiges Problem, mit dem viele Frauen konfrontiert werden. Es kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente. Diese Trockenheit kann zu Beschwerden wie Juckreiz, Brennen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.
Alles trocken ‐ oder was?!
Im Laufe des Lebens ist unsere Haut vielfältigen Veränderungen und Funktionsverlusten unterworfen. Alle Schichten der Haut werden dünner , die Durchblutung wird geringer und die Fähigkeit Feuchtigkeit zu binden wird herabgesetzt. Dadurch wird die Haut nicht nur faltiger und weniger elastisch, sondern auch empfindlicher und sie heilt bei Verletzungen langsamer.
Das kann sich z.B. an den Augen bemerkbar machen: die Bindehaut ist schneller einmal gereizt und gerötet – das kann sich wie Sandkörnchen im Auge anfühlen oder man stellt morgens am Lidrand weißlich‐gelbliche, krustige Sekrete fest.
Auch an der Blase können Beschwerden auftreten. Durch Verlust von Feuchtigkeit und Dehnbarkeit des Blasenbodens und der Harnröhre kommt es zu Missempfindungen, wie ständiger Harndrang, Jucken, Brennen oder Wundheitsgefühl. Oft werden diese Symptome als Blasenentzündung fehlinterpretiert und unnötiger Weise mit Antibiotika behandelt.
Viele Frauen bemerken Veränderungen an den Schamlippen, am Scheideneingang und im Inneren der Scheide, besondern während der und nach den Wechseljahre(n). Die Scheide fühlt sich trocken an, neigt zu Juckreiz, womöglich mit nachfolgenden kleinen Einrissen, die sehr schmerzhaft sein können.
Die Sexualität kann beeinträchtigt sein; das Eindringen des Penis wird oft als unangenehm bis schmerzhaft empfunden. Dazu kommt, dass die Männer ja auch nicht jünger werden und ebenfalls oben beschriebenen Veränderungen unterliegen.
Trotz der Trockenheit bemerken manche Frauen ungewöhnlichen Ausfluss, der dicklich und dunkelgelb sein kann. Das hängt mit Änderungen in der Zusammensetzung der Scheidenflora zusammen. Die für den Schutz zuständigen, normalerweise in der Scheide vorhandenen Milchsäurebakterien werden weniger, die Scheide ist anfälliger für Entzündungen, es lagern sich als Abwehrreaktion weiße Blutkörperchen ein.
Bei jungen Frauen können solcher Art Beschwerden auch unter der Einnahme der "Pille" vorkommen.
Es ist von besonderer Bedeutung, bei Juckreiz am äußeren Genitale und/oder in der Scheide nicht "reflexartig" auf eine Pilzinfektion zu tippen und mit entsprechenden Zäpfchen und Cremes zu behandeln (die ‐ leider‐ rezeptfrei in den Apotheken verkauft werden). Erfahrungsgemäß können unangebrachte ‐ also ohne, dass wirklich eine Pilzinfektion besteht ‐ Therapien Empfindlichkeiten und Reizungen in der Region verschlimmern.
Vor Behandlungsbeginn müssen andere Infektionen und verschiedene Hauterkrankungen als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden.
Im übrigen kann auch übertriebene Hygiene (Häufigkeit, Waschlotionen etc.) ähnliche Symptome verursachen.
Nun spielen auch die Östrogene im Feuchtigkeitshaushalt der Haut eine Rolle und die werden bekanntlich mit den Wechseljahren etwas weniger, auch in der Scheidenregion.
Medizinisch gesehen stehen die genannten Produkte gleichwertig nebeneinander. So kann jede Frau sich ihre Lieblingspflege aussuchen, abhängig von Vorlieben zu Düften oder auch bereits bekannten Unverträglichkeiten. Grundsätzlich können alle Substanzen parallel zur Basispflege mit Olivenöl verwendet werden, wobei in der Regel jeweils ein ergänzendes Präparat ausreichen sollte. Die verschiedenen Substanzen können auch abwechselnd verwendet werden, um sich die diversen Wirkweisen zunutze zu machen.
Für alle Präparate gilt: sie sollten regelmäßig angewendet werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Vor Behandlungsbeginn müssen Haut und Scheidenflora fachärztlich untersucht werden, um Hauterkrankungen und Entzündungen auszuschließen – und natürlich auch, falls der erwartete Behandlungserfolg ausbleiben sollte.
Hier setzt eine Möglichkeit der Therapie an. Es gibt Vaginalzäpfchen und Salben in verschiedenen Dosierungen, hier ist unbedingt darauf zu achten, nur estriolhaltige Zubereitungen zu verwenden, da diese – im Gegensatz zu den estradiolhaltigen – lokal wirken und so gut wie nicht in den Blutkreislauf gelangen, so z.B. von der Firma Kade sowohl Oekolp "forte"® (0,5mg) als auch eine "ultralight" Zubereitung mit 0.03 mg, eine besonders cremige Art von Zäpfchen: das Oekolp Ovulum® bzw. Oekolp kombi®.
Gynoflor® Zäpfchen sind eine Kombination von Östrogen mit Milchsäure. Obwohl von dieser Art lokal angewandtem Östrogen – dem Estriol – nur wenig in den Blutkreislauf gelangt, sollten diese Präparate nur kurzfristig und extrem sparsam verwendet werden. Die Dicke der Gebärmutterschleimhaut muss mittels Ultraschall kontrolliert werden.
Darüber hinaus gibt es einen bunten Strauß an Möglichkeiten, der Haut im Genitalbereich hormonfrei Gutes zu tun:
Schon Olivenöl, ein paar Tropfen auf's Toilettenpapier, regelmäßig verwendet, nährt die Haut und macht sie geschmeidiger, ganz ohne Duft‐ und Konservierungsstoffe.
Auch Kokosöl ist vielseitig einsetzbar. Es hat, neben pflegenden Eigenschaften, eine leichte, aber nachweisbare Wirkung gegen Pilze, Bakterien oder sogar Viren. Dies können sich Frauen zu nutze machen, die zu häufigen Entzündungen der Scheidenregion neigen. Achten Sie dabei auf die Herkunft des Öls, es sollte kalt gepresst, unraffiniert und ohne Zusatzstoffe sein (z.B. Würmtaler Ölmühle oder aus dem Reformhaus).
Wer möchte kann Granatapfelöl versuchen; durch seinen natürlichen Gehalt an Östron empfiehlt es sich besonders für Frauen. Auch Wildrosenöl bietet sich für die Scheidenregion an. Mit dem Damm Massageöl von Weleda macht man sich die guten Erfahrungen aus der Geburtshilfe zu Nutze. Mandelöl und das Vitamin E-haltige Weizenkeimöl verhelfen dem Scheidengewebe zu Geschmeidigkeit und machen es weicher.
Nach Rezepturen der Münchner Heilpraktikern Magret Madejsky stellt die Lindenapotheke in Pfaffenhofen Rosenzäpfchen in diversen Zusammensetzungen her, z.B. mit Frauenmantel oder mit Rotklee.
Delima Feminin® Zäpfchen enthalten neben Traubenkernöl noch Granatapfelsamenöl und Vitamin E.
Kadefungin® Befeuchtungsgel bewirkt anhaltende Feuchtigkeit durch Hyaluronan, lindert Reizungen im Intimbereich und bildet einen angenehmen Gleitfilm auf der Haut.
Ebenfalls die feuchtigkeitsspendende Wirkung von Hyaloron kommt in Vulniphan® Zäpfchen zur Wirkung. Zusammen mit Calendula, Aloe vera und Teebaumöl nähren diese Zäpfchen das Gewebe, sorgen für Elastizität und fördern die Wundheilung.
Remifemin ® Feuchtcreme enthält Hamameliswasser (virginische Zaubernuss) dadurch befeuchtet, beruhigt und pflegt sie besonders gereizte Haut.
Vitamin D3 beeinflusst die Barrierefunktion und Integrität der Scheidenhaut und soll dort östrogenartige Wirkung entfalten. Unter dem Namen OVID® bietet die Klösterl‐Apotheke in München entsprechende Scheidenzäpfchen an.
Zwei weitere Präparate, die Milchsäure enthalten, sind die Kadefungin Milchsäurekur®, die besonders gut an der Scheidenwand haftet und Gelifend Vaginalgel®, das auf zweifachen Wiederaufbau der Scheidenflora durch Milchsäure und Glykogen setzt.
Deumavan® Creme auf Paraffinbasis gibt es neutral oder mit Lavendelzusatz, sie verleiht der Haut mehr Geschmeidigkeit und Schutz. Ist die Haut extrem gereizt, lohnt sich der Versuch mit der Mittagsblumenlotion von Wala®.
Aus der Produktpalette von Multigyn sorgt das Liquigel® mit bioaktiven Polysacchariden für Feuchtigkeit und beugt Entzündungen vor. Sagella® ist eine pflegende Feuchtigkeitscreme mit Calendula‐Extrakt.
Zu guter Letzt noch ein Tipp aus der Küche - braune Linsen (Lens culinaris) sollen durch ihren speziellen Lektingehalt die feuchtigkeitsbildenden Hautzellen auch in der Scheide anregen. In der Apotheke gibt es diese als Extrakt mit pflanzlichen Enzymen, Selen, Biotin und Vitamin D3 zum Einnehmen.
Dr. med. Beate Vollmer
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