Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben einer Frau, die durch hormonelle Veränderungen gekennzeichnet ist. Sie treten meist zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr auf und markieren das Ende der fruchtbaren Phase. Während dieser Zeit kann es zu verschiedenen körperlichen und emotionalen Veränderungen kommen, wie zum Beispiel Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Trockenheit der Schleimhäute. Als Frauenärztinnen können wir Ihnen bei der Bewältigung dieser Symptome helfen und individuelle Behandlungsmöglichkeiten besprechen. Es ist wichtig, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um mögliche Risiken und Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Zögern Sie nicht, uns bei Fragen oder Unsicherheiten zu kontaktieren. Wir stehen Ihnen gerne zur Seite.
Klimakterium ‐ Die "Wechseljahre" sind keine Krankheit, sondern eine Lebensphase
Wir Frauen "wechseln" unser ganzes Leben: vom Kindsein in die Pubertät, in eine mögliche Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft, und dann geben uns die "Wechsel‐Jahre" die Chance zu weiterer Veränderung. Diese Zeit umfasst den Übergang von der fruchtbaren Phase in einen neuen Lebensabschnitt, der mehr Freiheit gewährt, da er nicht mehr von der körperlichen Fruchtbarkeit mit all der Verantwortung, die diese mit sich bringt, geprägt ist. Diese Lebensphase kann der Selbstbestimmung und Reifung, der Lebenssinnfindung gewidmet sein.
Interkulturell und gesellschaftlich werden unterschiedliche Erlebensweisen beobachtet. Man schätzt, dass bis zu 60% der westlichen Frauen diese Phase ohne Einschränkung ihrer Befindlichkeit durchleben, (in asiatischen Ländern übrigens fast alle!), ca. 30% klagen über geringe bis mittlere Beschwerden, nur 10% sind in ihrer Lebensqualität so eingeschränkt, dass eine Behandlung erforderlich werden kann.
Für die meisten Frauen fällt der körperliche Übergang mit wichtigen Veränderungen in ihrem familiären und sozialen oder beruflichem Umfeld zusammen, was an sich oft erhebliche Aufmerksamkeit und Änderung verlangt.
Ähnlich wie junge Mädchen über Jahre hinweg in ihre Fruchtbarkeit hineinwachsen ist "frau" in den Wechseljahren damit beschäftigt, sich von der körperlichen Fruchtbarkeit wieder zu verabschieden.
Man kann sich das Zusammenspiel der Hormone wie ein Orchester vorstellen. Die verschiedenen Hormone, Hauptbildungsort sind die Eierstöcke, stellen die Instrumente dar, Dirigentin ist die Hirnanhangdrüse. Gegen Ende der fruchtbaren Phase folgen die einzelnen Instrumente der Dirigentin nicht mehr, was diese zu höheren "Ausschlägen" veranlasst, (im Blut meist nachzuweisen durch erhöhte FSH‐Spiegel). Zunächst produzieren die Eierstöcke weniger Progesteron, wodurch sich z. B. stärkere und unregelmäßiger auftretende Blutungen oder auch vermehrte Wassereinlagerungen erklären lassen. Im Laufe der Zeit lässt die Östrogenbildung nach, mögliche Folgen können Hitzewallungen und Schlafstörungen sein, manche Frauen bemerken, dass Schleimhäute trockener werden. So sind viele der "Wechseljahresbeschwerden" auf hormonellen Schwankungen zurückzuführen, die durchlebt werden, bis sich das neue hormonelle Gleichgewicht eingependelt hat. Es entsteht dabei keinesfalls eine Hormonmangelsituation, der Östrogenspiegel nach der Menopause entspricht ungefähr dem der ersten Zyklushälfte.
Parallel zu solchen körperlichen Veränderungen erleben viele Frauen in den "Hormonwechselphasen" auf seelischer Ebene eine höhere Empfindsamkeit. Und zwar nicht nur auf aktuelle Erlebnisse bezogen, sondern auch für schon lange zurückliegende Ereignisse. Dies können z.B. Schicksalsschläge, Kränkungen, Verletzungen, Verlustsituationen, unerfüllte Wünsche sein. Vielleicht sind sie lange überwunden geglaubt oder unterdrückt, weil es damals keine Zeit oder Gelegenheit zur Bewältigung gab. Instabile Hormonsituationen können zu einer höheren Durchlässigkeit führen und dadurch intensiveres Erleben bewirken. In diesem Sinne sind die Wechseljahre eine Chance zur Auseinandersetzung mit der bisherigen Lebensgestaltung. Im positiven Falle sind sie der Anstoß eines Entwicklungsweges der mit Neuorientierung, Entdeckung und Realisierung bisher ungelebter Potentiale einer Frau zu tun hat.
Deswegen ist es wünschenswert, den körperlichen und/oder seelischen Veränderungen in dieser Zeit nicht mit Hormoneinnahmen künstlich entgegen zu wirken. Falls nötig, kann in vielen Fällen allein mit homöopathischen Arzneien ggf. intolerablen Beschwerden begegnet werden. Daneben können Pflanzenstoffe Linderung bringen, deren Gehalt an Isoflavonen für die Wirkung verantwortlich sein soll. In klinischen Studien konnte eine signifikante Besserung von Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen und Stimmungslabilität, sowie eine Verbesserung der Knochendichte nachgewiesen werden. Bedeutung aus der Pflanzenheilkunde bei klimakterischen Beschwerden haben Extrakte aus dem Cimicifugawurzelstock gewonnen. Im Handel sind viele Präparate u.a. Cefakliman®mono Lösung oder Kapseln, Remifemin®Lösung oder Dragees. Isoflavone kommen auch in Sojaprodukten vor; erhältlich sind unübersehbar viele Präparate, Orthomol femin Kapseln® z.B. enthalten außer Soja noch bestimmte Vitamine und Mineralien. Vorsicht ist allerdings bei Myomen geboten: hochdosierte Sojaeinnahme kann deren Wachstum fördern. Eine andere Art von Phytoöstrogenen finden sich im Rotklee, u.a. als Menoflavon Kapseln® auf dem Markt, und auch in der Rhapontik‐Rhabarberwurzel, als Phytoestrol N Tabletten® erhältlich. Während man diesen Stoffen eine eher östrogenähnliche Wirkung zuschreibt, sollen in der Yamswurzel eher progesteronähnlich wirkende Substanzen enthalten sein, als dreiprozentige Creme, die auf die Haut aufgetragen wird, in Apotheken herzustellen. Die Gelbkörperhormonbildung stimulieren soll der Frauenmantel, als Alchemilla‐Urtinkur, z.B. von Alcea; er wirkt aber auch insgesamt hormonell ausgleichend, in diesem Sinne wirkt auch Mönchspfeffer, z.B. in Agnolyt Tropfen®. Östrogenesierende Eigenschaften werden Erzengelwurz (Angelica sinensis, als Wurzel oder Tropfen) zugeschrieben. Als Wurzeltee soll sie auch die Nerven stärken.
Falls Sie in homöopathischer Behandlung sind, besprechen Sie solche Einnahmen unbedingt mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, damit die Klarheit Ihrer eigenen Symptome gewährleistet bleibt.
Es wird dringend geraten, nicht mehrere dieser Präparate gleichzeitig einzunehmen, da im Moment noch nichts über Summationseffekte und/oder Wechselwirkungen bekannt ist, die aber bei der eindeutigen Wirksamkeit der Substanzen angenommen werden müssen.
Empfehlenswert ist Vollwertkost, die reich an "Pflanzenhormonen" ist; Anregungen dazu finden sich in dem Buch von Dr. Kleine‐Gunk: Phytoöstrogene im Haug‐Verlag. So fanden Pflanzenforscher heraus, dass im Granatapfelsamen reines Östron enthalten ist, was mit dem menschlichen identisch sein soll. Der Granatapfel gilt ja wegen der vielen Samen als Symbol der Fruchtbarkeit und ewigen Jugend.
Auf die Herkunft der Lebensmittel und Nahrungsergänzungsstoffe muss unbedingt geachtet werden, zum einen wegen möglicher Schadstoffrückstände zum anderen wegen eventueller Gen‐veränderungen an den Zutaten.
Empfohlen werden auch Teezubereitungen aus Frauenmantel, Baldrianwurzel, schwarzer Johannisbeere, Johanniskraut, Melisse, Hopfen, Passionsblume, Walnussblättern, Weißdorn. Geeignet zum Selberzusammenstellen, je nach Bedürfnis; Fertigmischungen sind in Reformhäusern und Apotheken erhältlich.
Depressive Verstimmungen lassen sich mit dem psychotrop wirksamen Johanniskraut behandeln; neben vielen anderen Zubereitungen erhältlich als Neurovegetalin®Tropfen oder Dragees, Hyperforat® Tropfen oder Dragees.
Bei Erschöpfungszuständen lohnt der Versuch mit morgendlichen Rosmarinfußbädern; bei Unruhezuständen wirken Lavendelbäder wohltuend (z. B. von Dr. Hauschka oder Weleda).
Eine der ältesten abendländischen Heilpflanze ist der Salbei, neben vielen anderen Wirkungen z.B. der Entzündungshemmung und Schmerzlinderung bei Halsinfekten, kann man in den Wechseljahren seine schweißhemmende Wirkung nutzen, "er stärkt die Nerven und lindert die Schweiße", so z.B. als Tee, 1 ‐ 2 Tassen, lauwarm über den Tag getrunken. Genauso lindert die Salvia Urtinktur (Alcea) die Schweißneigung, den Temperaturhaushalt ausgleichend und erfrischend wirkt ein Salbeibad® (Dr. Hauschka).
Bei Nervosität und Schlafstörungen können Hafertropfen helfen (Avena sativa Urtinktur von Alcea). Das Passiflora Nerventonikum® (Wala) fördert am Abend die Schlafbereitschaft. Eine ausgeglichene Tagesgestaltung mit einem ruhigen Abschluß, z.B. Spaziergänge, tragen das ihre dazu bei.
Über die Besserung von Befindlichkeitsstörungen wie Schwächegefühl, Antriebsmangel und Müdigkeit, Herzklopfen ohne organischen Befund, Kopf‐, Muskel‐ und Gelenkschmerzen, Reizbarkeit durch Bienenprodukte liegen Studien vor. Die Linderung von Blasenschwäche wird damit erklärt, dass die Bienenprodukte in die Grundregulation der Blasenentleerung über das Endokrinum eingreifen sollen. Sogar über Verbesserungen des Hautbildes wird berichtet. Zu beziehen ist dieses Produkt u.a. als API‐Comlex Trinkampullen als ein zusammengesetztes Präparat aus Honig, Pollen und Gelee Royale, ergänzt durch Sanddornmark und Weizenkeimextrakt über die Imkerei Bröker in Egglham.
Körperlich aktive Frauen haben weniger Wechselbeschwerden, weil durch die Kreislaufregulation die Durchblutung optimiert wird. Regelmäßige und mäßige Bewegung, durch z.B. Wandern und Schwimmen können vegetative Beschwerden, wie Schwindel, Hitzewallungen, nervöse Unruhe überwinden helfen. Auch Saunagänge sind in diesem Sinne wirksam. Regelmäßig betriebener Ausgleichssport und übende Verfahren wie autogenes Training, progressive Muskelrelaxation, Bauchtanz oder meditative Tänze, Luna‐Yoga und Chi Gong sind in vielerlei Hinsicht sinnvolle Therapiemaßnahmen.
So individuell wie das Erleben der eigenen Wechseljahre und ihre Lebenssituation für die einzelne Frau ist, so individuell ist auch die Auswahl des homöopathischen Arzneimittels, deswegen sind Ihre persönlichen Angaben dazu so wichtig:
Dr. med. Beate Vollmer, Februar 2013
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